Das Spaltenmodell (Teil 1)

In meinem letzten Blogbeitrag bin ich auf das Thema der Substitutionsprüfung von Gefahrstoffen eingegangen. In dem Zusammenhang habe ich bereits das Spaltenmodell aus der TRGS 600 [1] erwähnt. Heute möchte ich Ihnen einen Einblick geben, wie das Spaltenmodell anzuwenden ist.

Was ist das Spaltenmodell?

Ziel des Spaltenmodells ist es, Ihnen dabei zu helfen, verschiedene Stoffe und Gemische schnell miteinander zu vergleichen. Man betrachtet also den zu ersetzenden Stoff und die möglichen Substitutionslösung(en) in Bezug auf verschiedene Eigenschaften. Die für den Vergleich benötigten Daten stammen aus dem Sicherheitsdatenblatt. Die verschiedenen Kriterien werden spaltenweise verglichen. So erhält man Informationen darüber, ob die Gefahrstoffe in der Gefährdung ähnlich sind oder verschieden. Eine Substitution ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn Unterschiede festgestellt werden.

Die Spalten

Das Spaltenmodell ist, wie der Name schon sagt, in Spalten unterteilt. Jede Spalte beinhaltet eine bestimmte Gefährdung. Man betrachtet akute Gesundheitsgefahren, chronische Gesundheitsgefahren, Umweltgefahren, physikalisch-chemische Einwirkungen, das Freisetzungsverhalten und das Verfahren selber. Innerhalb einer Spalte wird nach bestimmten Eigenschaften eine Unterteilung der Gefährdung vorgenommen. Ein Gefahrstoff, der mit H300 (Lebensgefahr bei Verschlucken) gekennzeichnet ist, wird beispielsweise im Bereich der akuten Gesundheitsgefahren als sehr hohe Gefährdung eingestuft. Ein Gefahrstoff, der als nicht wassergefährdend gilt, hat wiederum eine vernachlässigbare Gefährdung in der Spalte „Umweltgefahr“.

Spaltenmodell Beispiel
© GeSi Software GmbH

Anwendung des Spaltenmodells

Die Frage, ob und durch was ein Gefahrstoff ersetzt werden kann, ist ohne eine Unterstützung kaum zu beantworten. Indem Sie die Gefahrstoffe über die Informationen aus dem Sicherheitsdatenblatt in das Spaltenmodell einordnen, erhalten Sie einen guten Überblick darüber, wie hoch die Gefährdung ist. Ein Beispiel können Sie im Bild dieses Blog-Beitrags sehen. Vergleicht man zwei Gefahrstoffe miteinander und einer der beiden ist in allen betrachteten Punkten gefährlicher als der andere, fällt die Entscheidung leicht. Es wird in der Realität jedoch häufig so aussehen, dass in einer Spalte Gefahrstoff 1 weniger gefährlich ist als Gefahrstoff 2. In einer anderen Spalte tritt das Gegenteil auf und Gefahrstoff 1 ist gefährlicher. Hier muss also abgewogen werden, ob eine Substitution nun sinnvoll ist oder nicht. Auch hier gibt die TRGS 600 eine Hilfestellung, wie in solchen Fällen zu entscheiden ist.

Fazit

Letztendlich ist die Substitution immer abhängig von der Situation vor Ort. Beim Arbeiten in einem geschlossenen System ist das Freisetzungsverhalten weniger relevant als die physikalisch-chemischen Einwirkungen. So kann also eine Substitution sinnvoll sein, wenn der Substitutionsstoff eine geringere Gefährdung in den PC-Gefahren besitzt, dafür aber eine hohe Gefährdung im Freisetzungsverhalten. Das Spaltenmodell ist eine gute Hilfe, um sich dem Problem Substitution von Gefahrstoffen zu stellen. So werden Einstieg und Entscheidungsfindung erleichtert. Wie Sie das Modell anwenden, liegt bei Ihnen. Sie können also beispielsweise mit einer Excel-Tabelle arbeiten, in die Sie die Angaben aus dem Sicherheitsdatenblatt übernehmen. Einfacher ist das ganze mit einer spezialisierten Software, beispielsweise unser GefStoff-Profi von GeSi³. Hier können Sie die Sicherheitsdatenblätter Ihrer Gefahrstoffe mit einem Klick vergleichen. Die nötigen Informationen sind ja sowieso hinterlegt. Mit unserem Tool SDBcheck® können Sie das Lieferanten-SDB außerdem einfach automatisiert in Ihre Software einlesen, ohne die Inhalte manuell abtippen zu müssen.

Im nächsten Teil dieser Reihe gehe ich näher auf die Spalte der akuten Gesundheitsgefahren des Modells ein.

Quellen:

[1]        Technische Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 600, Fassung 27.07.2020, Internetpräsenz der BAuA

chemische gemische als hautätzend einstufen

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