Endokrine Disruptoren sind für das Sicherheitsdatenblatt ein neues Thema, das mit der zweiten Änderungsverordnung zu Anhang II der REACH-Verordnung [1] ergänzt wurde. Was dieses Thema zu bedeuten hat und wie sich das Ergebnis in das Sicherheitsdatenblatt integrieren lässt, erkläre ich im folgenden Artikel.
Neuer Bezug zum Sicherheitsdatenblatt
Eine Gesetzesänderung hat meistens bestimmte Hintergründe. So ist es auch bei der Ergänzung von endokrinen Disruptoren im Sicherheitsdatenblatt (SDB). Generell ist es so, dass im Sicherheitsdatenblatt alle für das SDB relevante Informationen aus dem Stoffsicherheitsbericht übernommen werden. Dieser Bericht wird verwendet, um als Reinstoff-Hersteller eine Registrierung durchführen. Die Ergebnisse lassen sich im C&L-Verzeichnis der ECHA-Website [2] einsehen und die Informationen sind somit auch zugänglich. Trotzdem werden in den Sicherheitsdatenblättern speziell für den jeweiligen Stoff und später auch für Gemische, in denen dieser Stoff vorkommt, verpflichtend die Daten aus dem Sicherheitsbericht zu finden sein.
Was sind eigentlich endokrine Disruptoren?
Für mich ist die Medizin eher weiter entfernt von meinem Fachgebiet. Eine gut verständliche Beschreibung, die ich nach einiger Recherche fand, ist folgende: Hormonartig wirkende Substanzen / endokrine Modulatoren. [3] Ein Beispiel wäre Bisphenol A (BPA).
Hormone steuern ja nicht nur Vorgänge im Menschen, sondern überall in der Umwelt. Deswegen gibt es neben endokrinen Disruptoren für Menschen auch Stoffe, die (zusätzlich) einen Einfluss auf bestimmte Organismen in der Umwelt haben.
Formulierungen im Gesetz
Im Gesetz ist die Formulierung der endokrinen Disruptoren nicht ganz einheitlich, aber dennoch leicht dem Begriff zuzuordnen. Hier sind einige Beispiele dafür, wie die endokrinen Disruptoren im Gesetz benannt werden:
- Stoffe mit endokrinen Eigenschaften
- Stoffe im Zusammenhang mit endokriner Disruption
- Potential zur Störung der endokrinen Systeme
- Englisch: „endocrine disruptors“
Wo finden sich Informationen zu endokrinen Disruptoren im SDB?
Wie bereits erwähnt, kann es sich um hormonartig wirkende Substanzen handeln, die diese Wirkung auf den Menschen ausüben, und / oder auf andere Organismen in der Natur. Folglich werden die Informationen zu endokrinen Disruptoren zukünftig in den Abschnitten 11 für Humantoxikologie und Abschnitt 12 für Umwelteinflüsse zu finden sein.
Informationen für den Einfluss auf Menschen: Abschnitt 11.2
Der Einfluss auf Organismen in der Umwelt: Abschnitt 12.6
Anmerkung: Der vorherige Abschnitt 12.6 (Andere schädliche Wirkungen) wurde zum neuen Abschnitt 12.7 geändert.
Ein Ersteller von Gemisch-Sicherheitsdatenblättern kann also die Informationen der zugelieferten Sicherheitsdatenblätter über endokrine Disruptoren an diesen Stellen finden und entsprechend auch in denselben Unterabschnitten des eigenen Sicherheitsdatenblatts ergänzen. Da die verpflichtende Angabe mit 2023 beginnt, werden mit der Zeit immer mehr Informationen über endokrine Disruptoren entlang der Lieferkette weitergegeben. Bei Interesse können Stoffe auch in den SVHC-Listen eingesehen werden – dort ist endokriner Disruptor als Ursache bereits aufgelistet.
Quellen:
[1] Verordnung (EU) 2020/878, Änderungsverordnung zur Änderung von Anhang II der REACH-VO
[2] C&L-Verzeichnis: Datenbank mit Informationen zur Einstufung und Kennzeichnung von angemeldeten und registrierten Stoffen, Internetpräsenz der ECHA, zuletzt aufgerufen am 18.07.2022
[3] Kurzweil, Toxikologie und Gefahrstoffe, Europa-Lehrmittel, erste Auflage, ISBN: 978-3-8085-7024-1, Seite 264
[4] Chemicals in our life, ECHA, BPA, zuletzt aufgerufen am 18.07.2022